Oder: Warum wir gerade jetzt Sonnenbrille tragen sollten
Es war einer dieser Momente, in denen es plötzlich „klick“ gemacht hat.
Beim Durchscrollen der Fotos bekam ich leider ein ewig gleiches Motiv zu sehen. Die Sonnenbrille auf dem Kopf. Normal, könnte man meinen. Doch es handelt sich nicht um sonnige Sommerurlaubschnappschüsse. Mal sind es kahle Bäume, mal bunte Blätter, mal grauverhangene Wolken, die sich im Hintergrund abzeichnen. Entscheidendes Detail: Die Sonnenbrille befindet sich hochgeschoben auf dem Kopf und nicht vor den Augen.
Klarer Fall von übereifrigem Optimismus. So wie andere stets den Regen fürchten und sich mit Schirm bewaffnen, erwarte ich stets zuversichtlich funkelnden Sonnenschein. Jederzeit könnte ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke brechen, sich an der Seeoberfläche spiegeln oder durch die Kornähren glitzern.
Die Sonnenbrille ist mein völlig unbewusstes Statement an die Hoffnung. Wo andere (Regenschirmträger) nur den Kopf schütteln, bemerke ich noch nicht mal meinen unerschütterlichen Glauben an das potenziell auftretende Gute. Sie ist ja auch außerhalb meines Sichtfeldes.
„… denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein“
Viele von uns tragen diese imaginäre Sonnenbrille auf dem Kopf ohne es zu bemerken. Jeder von uns kennt Menschen, die leidenschaftlich für etwas brennen, die pure Lebenslust ausstrahlen und Freude in ihr tägliches Tun hineinlegen. Was, wenn wir selbst solche Menschen sind?
Doch zu selten machen wir uns das bewusst. Wir sehen unsere eigene ansteckende Freude nicht, weil wir zu beschäftigt in dem Alltagsstress verstrickt sind.
Wir bemerken selbst nicht, dass wir strahlen wie ein Sommerkind, weil wir lieben, was wir tun oder einfach, weil wir den Glauben an die Hoffnung und das unverhofft Gute nicht aufgeben. Es ist ein Geschenk, das wir wertschätzen sollten und konservieren für miese Zeiten.
Doch nicht nur das: Wir strahlen gute Laune aus, die ansteckend wirken kann. Jeder einzelne von uns kann also andere zum Strahlen bringen. Durch kleine Gesten, durch ein liebes Wort und durch unsere Leidenschaft. Oder einfach so, indem wir uns selbst ein bisschen Glücklichsein gönnen.
Bevor ich mich also das nächste Mal ärgere, dass viele Bilder durch verrutschte Sonnenbrillen verschandelt sind, freue ich mich lieber, dass ich damit vielleicht andere an den Sommer erinnere und, vor allem, in mir das fröhliche Sommerkind hervorrufe, das fest an die wärmenden Sonnenstrahlen glaubt, auch wenn der Himmel trist und grau erscheint.