Kaum ein Leipziger, der diesen Moment noch nicht erlebt hat. Dieser Moment, in dem man plötzlich aus der Alltagshektik gerissen wird. Während man eben noch gedankenverloren durch das Gewühl der Innenstadt gehetzt ist, steht man nun inmitten einer Menschentraube vorm Kaufhof und verliert sich in dieser geschenkten Alltagsflucht. Das dumpfe Stummengewirr und die Geräusche der Großstadt verschwimmen zu einem Hintergrundbeat, passen sich perfekt ein in die Klänge der Straßenmusik.
Straßenmusik löst bei vielen einen Fluchtreflex aus, dabei spielen gerade in Leipzig regelmäßig Profis auf. Darunter ein Trio, zu denen im Vorbeilaufen wohl jeder schon einmal mit den Füßen gewippt hat.
Nein, die Rede ist nicht von dem irren Flötisten oder dem unrhythmischen Akkordeonduo. Sondern von drei (auf den ersten Blick) unscheinbaren Jungs mit einem Sammelsurium an Eimern und – unverkennbar – einem roten Kontrabass: The Coins.
Wie man mit einem Eimer-Schlagzeug die Straßen erobert
Für The Coins ist die Straßenmusik keine leidige Zwischenetappe, sondern die Grundzutat der Band. Sie kam vor fünf Jahren zustande, als die drei Musikstudenten mal alles an Instrumenten zusammentrugen, was sie fanden und los spielten. Einfach so. An einem Freitag in der Jenaer Innenstadt. Keine langen Proben und kein zuvor fein abgestimmtes Instrumentenensemble. Die Chemie passte und so groovten sie das gesamte Wochenende in verschiedenen Städten.
Mittlerweile wohnen die Musiker sogar zusammen in einer WG in Leipzig. Ob es eine richtige Künstler-WG sei? Der Drummer „Richy Rose“ überlegt kurz und lacht: „ Also wenn ich unsere Küche angucke, schon.“
Wenn „Fabix Halentine“ den ersten Ton ansingt und Alexander Strenge mit der Gitarre einstimmt, dann beruhigt sich plötzlich das Gemurmel. Spätestens, wenn Richy die Drumsticks erhebt und wie in Zeitraffer auf diverse Eimer und Töpfe drescht, bleiben die letzten Passanten stehen. Mit einer enormen Klangfülle schaffen die drei Musiker eine eigene Welt, in die man als Zuhörer unweigerlich hineingezogen wird.
50 Jahre alte Klassiker werden auf eine hypnotische Weise völlig neu interpretiert, sodass am Ende kaum erkenntlich ist, was gecovert und was selbst komponiert worden ist. Mal dynamisch-funky, mal hoffnungslos romantisch – der Kopf wippt immer mit und die Seele geht spazieren. Spätestens nach dem dritten Lied verschwinden die Alltagssorgen, der Zuhörer genießt das Hier und Jetzt, lässt sich treiben vom wechselnden Beat und taucht ein in die Dramaturgie und Story eines jeden Songs. Die Vibrationen des Kontrabasses mischen sich unauffällig in den eigenen Pulsschlag.
Auf Kuschelkurs mit Kontrabass
„Ey, aus euch kann man echt was machen!“, das hört die Band oft und antwortet gern: „Wieso? Wir sind doch schon das, was wir sein wollen.“ Wer sie einmal live erlebt hat, spürt, was sie damit meinen. Doch im Winter pausiert die Straßenmusik, dafür stehen nun vermehrt Wohnzimmerkonzerte und private Buchungen für die Jungs auf dem Plan.
Diesen Freitag fand eines dieser Konzerte mit Wohnzimmer-Atmopshäre im Parkschlösschen in Brandis statt. Unter einem Baldachin aus Lichterketten feuerten die Musiker eine phänomenale Show ab, die einen vom ersten Saitenanschlag mitnahm und alles andere vergessen ließ. Live-Videos davon findet ihr hier bei PS Music.
Ein guter Tipp also für alle, die noch eine Dosis Freitagsgefühl brauchen.
Wer das verpasst hat: Am 25.11. (Samstag) spielen The Coins in Leipzig in der Dhillons Irish Bar & Grill ab 19 Uhr.
The Coins und die Sache mit dem Freitagsgefühl…
Wenn die Band uns ein tolles Freitagsgefühl beschert, wollte die Freitagsgefühl Redaktion wissen, wann dieses denn bei ihnen einkehrt. „Mein Montag ist mein Freitag“, lacht Richard Holzapfel, wie Richy Rose eigentlich heißt, auf. „Als ich noch eine normale 40-Stunden-Woche hatte, hatte ich voll das Freitagsgefühl. Heute vermisse ich das. Heute muss ich mir selbst sagen: Jetzt ist mein Wochenende, ich muss es mir bewusst festlegen.“
Und genau das kann jeder von uns: Einfach mal bewusst eine kleine Auszeit nehmen. Vielleicht sogar demnächst spontan mitten auf der Straße, um begnadeten Straßenmusikern zu lauschen…
Wer nicht bis auf den Zufall warten möchte, kann The Coins am 25.11.17 in Leipzig live erleben im Dhillons Irish Pub -> Hier geht’s zur Facebook-Veranstaltung
Wer die Band buchen möchte, kann das -> hier bei Facebook tun oder sich per E-Mail melden an thecoins@gmx.de