Lachen ist die beste Medizin
Neulich kam ein Mann auf mich zu. „Du bist die Erste, die mich heute anlächelt!“ Ich starrte ihn daraufhin ungläubig an. Ich hatte einen harten Arbeitstag hinter mir und war völlig ausgehungert. Und doch verfiel ich in regelrechtes Strahlen angesichts des unverhofften Kompliments. Mit diesem Strahlen lief ich durch die Straßen und verschenkte es weiter.
An manchen Tagen ist einem wahrlich nicht zum Lachen zumute. Dabei sind es doch meist bloß Kleinigkeiten, die uns – unverhältnismäßig – den Tag vermiesen und uns unser Lächeln klauen.
Pfeift uns jemand hinterher, gucken wir ihn finster an. Lächelt uns eine zu, checken wir gleich, ob was verrutscht ist anstatt sich zu freuen. „Typisch deutsch“ vielleicht? Lachen verschenken kostet uns nichts, warum tun wir Deutschen uns damit dann so schwer?
Es ist medizinisch anerkannt: Humor hilft heilen. Denn Lachen setzt Serotonine, also Glücksgefühle frei. Diese kurbeln das Immunsystem an und muntern die Psyche auf. Schwupps gesunden wir schneller.
Und wenn wir uns schon unsere Fröhlichkeit vermiesen lassen von verpassten Zügen, stickigen Bürotagen oder anderen Nichtigkeiten. Wie geht es dann erst den Kleinkindern und Teenagern, wenn sie im Krankenhaus liegen müssen? Statt Ferienbespaßung heißt es: schmerzende Kanülen, unbekannte Untersuchungen und sterile Abgeschiedenheit.
Dabei gibt es eine Möglichkeit, die Kinder den tristen Klinikalltag vergessen lässt und sie im wahrsten Sinne aus der ungewohnten Umgebung wegzaubert: Klinikclowns!
Klinik und Clowns?
Klinik und Clowns – wie passt das denn zusammen? Für die Freitagsgefühl Redaktion erst mal gar nicht, sie fürchtet sich vor Krankenhäusern und flüchtet vor Clowns. Die beste Voraussetzung also, um dem Phänomen Klinikclown auf die Spur zu gehen!
Bunte Kleidung in weißen Fluren, das kann ja heiter werden. Und das wurde es. Die Freitagsgefühl Redaktion begleitete die Leipziger Klinikclowns für einen Nachmittag in die Kinderabteilung des Wurzener Krankenhauses.
Die Leipziger Klinikclowns arbeiten seit über 15 Jahren ehrenamtlich in Krankenhäusern, Flüchtlingsheimen und Hospizen und zählen damit zu den ältesten gemeinnützigen Organisationen im Bereich der Clownspflege in Deutschland. Mittlerweile existieren mehrere Vereine, wenn auch regional ungleich verteilt. So reisen die Leipziger Klinikclowns bis nach Weimar, weil es in Thüringen keinen Verein gibt. In Leipzig agieren hingegen gleich mehrere.
Die Idee zu den Leipziger Klinikclowns kam dem Gründer Gerald Ruppert durch einen Fernsehbeitrag, der Patch Adams zeigte, den Begründer der Klinikclowns in Amerika. In Deutschland gab es so etwas damals nicht. Also gründete der gelernte Schausteller und Mäusedompteur kurzerhand seinen eigenen Verein, der sich 2010 neu aufstellte.
Heute engagieren sich fünf feste Clowns ehrenamtlich in acht Kliniken. Eine davon ist Claudia Göpel, Vorstandsmitglied und Clownine mit Herz und Seele. Seit sieben Jahren tourt sie ehrenamtlich bis zu viermal im Monat mit roter Nase durch die weißen Fluren und schenkt kranken Kindern ein Lächeln mit Zauberlachsalz, Zaubertricks und Luftballonfiguren. Hinzu kommen gelegentliche Auftritte bei kommunalen Events.
Was Claudia dazu motiviert? Die Clownerie ist ein schöner Ausgleich vom Beruf des Texters, wo man stundenlang alleine vorm PC sitzt:
„Es ist einfach ein schönes Gefühl, den Kindern und Eltern was Gutes zu tun!“
Humor hilft heilen
Was Claudia damit meint, wird mir klar, als ich sie in das erste Krankenzimmer begleite. Es erfordert Mut, nicht gleich wieder kehrt zu machen angesichts der zunächst skeptischen und erschöpften Blicke. Doch behutsam und unaufdringlich lässt sich die Clownine auf jedes Kind individuell ein. Sie verrät den kleinen Patienten, dass sie geheime Zauberkraft in sich tragen und entlockt auch den Eltern ein befreites Lachen – wohl das erste seit langen, sorgenvollen Tagen… Von Zimmer zu Zimmer gehen wir, mittlerweile in Begleitung von Clown Theo Plumps, der gerade von seiner Schicht als Pfleger kommt und sich nun ganz den springenden Luftballonmäuschen und Zauberseifenblasen widmet.
Vergessen ist meine Abneigung gegenüber Krankenhäusern und plötzlich werde ich selbst zur Clown-Assistentin. Denn in jedem Zimmer vollzieht sich die erstaunliche Wandlung von einem schüchternen kranken Patienten hin zu einer fröhlichen Grinsebacke. Bei den Eltern fällt die Anspannung sichtbar von den Schultern herab – zumindest für den kurzen Moment. Laut der Krankenschwester wirkt so ein Clownsbesuch noch tagelang positiv nach.
Umso erstaunlicher ist es, dass Klinikclowns bis heute rein ehrenamtlich unterwegs sind. Dass sie nachweislich den Gesundungsprozess fördern, hat auch Dr. Eckart von Hirschhausen erkannt und engagiert sich seitdem mit seiner Stiftung HUMOR HILFT HEILEN für die Sache.
Denn ein anerkannter Beruf ist der Klinikclown in Deutschland leider noch nicht. Dabei gibt es diverse Workshops und sogar eine sehr teure Ausbildung. Der Clown Theo Plumps absolvierte sie und profitiert zumindest in seinem Ehrenamt davon. Denn gerade der Gang in Kinderhospize ist oft kein leichter und will daher gut vorbereitet sein.
Für Claudia funktioniert daher die rote Clownsnase wie ein Lichtschalter. Ist die rote Nase ab, fallen auch die Sorgen und Nöte der Patienten von ihr wieder ab.
Wie werde ich zum Klinikclown?
Clownine Kunst alias Claudia kam über eine Zeitungsannonce zur Clown-Leidenschaft. Denn Gerald suchte Zaubermäuse. Claudia vergab Mäuse – und Gerald seine Leidenschaft zur roten Nase. Nach kurzer Clowns-Assistenz legte sie selbst los. Mit simplen aber wirksamen Zaubertricks und einer heiteren Frohnatur. Klar besucht sie seitdem auch regelmäßig Workshops.
Man muss ehrlich sein: Zur finanziellen Bereicherung verhilft das Ehrenamt als Klinikclown nicht, es sind sogar Spenden nötig für den organisatorischen Aufwand, die Materialien und die Fahrten. Budget dafür in Krankenhäusern gibt es kaum. Bedarf an Heiterkeit umso mehr!
Die Clownsbesuche sind in den Kliniken fest einkalkuliert und lange im Voraus geplant. Das lässt sich am besten auf mehreren Clowns-Schultern verteilen. Also worauf wartest du?!
Als Klinikclown kann man mit wenig wahnsinnig viel bewirken. Wenn du eine Frohnatur bist und beim Gesundwerden helfen möchtest, musst du keine Mäuse verkaufen. Melde dich einfach direkt bei einem Verein in deiner Nähe. Hier lernst du als Assistenz den Clown-Alltag und die Zaubertricks kennen. Regelmäßige Workshops bringen dir nicht nur das Einmaleins des Luftballon-Knotens bei.
Clownsphobie gilt übrigens nicht als Ausrede. Auf gruselige Clownsschminke und übertriebene Kostümierung wird bewusst verzichtet. Kunterbunte Kleidung und rote Nasen, Luftballon-Tierchen und Einfühlungsvermögen sind die Grundzutaten. Gute Laune ist ansteckend, hilft beim Gesundwerden und beschert einem selbst nebenbei ein supergutes Gefühl.
Auch ohne rote Nase kann jeder von uns helfen. Durch Spenden und Aufmerksamkeit.
Was hat die Freitagsgefühl Redaktion gelernt?
- Ein Lächeln kostet nichts und ist doch so wertvoll!
- Kinderkrankenstationen sind gar nicht furchteinflößend.
- Klinikclowns helfen Kindern UND Erwachsenen – und zwar nachhaltig.
- Wir alle könnten unsere Zeit so viel sinnvoller nutzen, als sie zu verschwenden an Fernsehserien oder Ärger über Nichtigkeiten.
- Neue Mission: Ab sofort mindestens 3x täglich ein Lächeln verschenken!
Darf es ein bisschen mehr sein?
Ein tolles Video zu den Klinikclowns findest du in dem Beitrag
„Rote Nasen in Aktion – die Klinikclowns kommen“ von fisch+fleisch.
Wer einen Clown buchen möchte, wird bei Clownine Kunst fündig: Facebook + Website
Mehr zu dem Verein Leipziger Klinikclowns gibt es bei Facebook.
Einen spannenden Einblick in den Traum vs. Albtraum von Benefiz gibt dieser Blogbeitrag des Zaubertraumtagebuchs.